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Montag, 26. Oktober 2009

When movies adapt reality it's DOK time


Foto: Dok Leipzig
Dieses Jahr werde ich dem Dokumentarfilmfestival Leipzig, das heute begonnen hat, mehr Aufmerksamkeit als in den Jahren zuvor widmen. Ein Film liegt mir dabei besonders am Herzen.

On the other side of life (2009)
Der Film der beiden Deutschen Stefanie Brockhaus und Andy Wolff ist ein Coming-of-age-Drama. Zwei Jungen, Lucky und Bongani, aus einem Township Kapstadts, ohne Zukunft, ohne Geld, völlig haltlos in einer Welt, die sie ablehnt. Sie schnorren sich durchs Leben, hier ein Mädchen, dort ein Joint. Dann geschieht ein Mord. Ein Diskurs über die Zerrissenheit Afrikas.

Give peace a chance

Samstag, 17. Oktober 2009

Der Menschenvernichter

Skandal, Provokation, Erleuchtung - die Kritik taumelte zwischen Begeisterung und Verachtung angesichts Lars von Triers "Antichrist". Mit dem Titel macht der Regisseur ganz klar, wohin die Reise geht: Hölle, Teufel und Folter - das bekommt der Zuschauer serviert. Dabei legt der Film zunächst eine falsche Fährte. Das Kind eines Paares stürzte aus dem Fenster seines Kinderzimmers in den Tod. Wie im psychologischen Drama werden die Trauerarbeit und die Gespräche des Mannes und der Frau, deren Namenlosigkeit den Abstraktionsgehalt des Filmes unterstreicht, erzählt. Allein das Kind des Paares, das im Epilog den romantischsten Filmtod starb, den man je bei einem Kleinkind gesehen hat, trägt einen Namen: "Nic". Aber schnell wird klar, dass es überhaupt nicht um das Kind, sondern nur um die Paarbeziehung geht.
Sie (Charlotte Gainsbourg) kämpft mit einer scheinbar durch den Tod des Kindes ausgelösten Psychose, er (Willem Dafoe) als erfahrener und rational orientierter, gleichzeitig höchst verständnisvoller Therapeut sucht in der Gesprächs- und Konfrontationstherapie scheinbar Heilung seiner Frau. Die Reise in eine Waldhütte als Reise in das Herz der Finsternis zerschmettert die Handlung mit einem Schlag. Im Wald eskaliert das Zusammensein der beiden, wendet sich von einer zur anderen Sekunde in Brutalität und Gewalt.
Die Fragmentierung des Films manifestiert von Trier anhand der Kapitelstruktur. Prolog und Epilog, unterlegt von der wunderschönen Arie aus Händels Oper "Rinaldo" mit dem passenden Titel "Lass mich beweinen mein grausames Schicksal" sind optisch eine Freude. Dazwischen vermischen sich oberflächlich schöne Szenen mit Akten dumpfer Brutalität - letztere dem Horrorgenre entliehen inklusive Verfolgungsjagd mit gehandicaptem Opfer und Täterin (hier ist es SIE), die das Opfer ohne einen in der Filmhandlung begründeten Auslöser töten will. Ihre Mordlust basiert allein auf einer mittelalterlich begründeten überirdischen Vorstellung des Teuflischen, des Antichristen an sich, der dieser Frau innewohnt.
Was bleibt nach der Rezeption, wenn die Lichter im Kino angehen? Distanz zum Geschehen, zu den Figuren, zur Geschichte. Vielleicht keine emotionale Kälte, aber doch Leere.