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Sonntag, 5. Juli 2009

Der schale Ruhm des Kultregisseurs Tarantino

Michael Haneke spricht mir aus der Seele, wenn er in der heutigen Süddeutschen Zeitung mit Kultfilm-Klassikern hart ins Gericht geht: "Das Mainstream-Kino entrealisiert, überdreht und ironisiert Gewalt. Pulp Fiction ist dafür ein Musterbeispiel. Wenn da der Kopf weggeblasen wird, herrscht ein Riesengelächter im Saal. Das ist perfekt gemachter Zynismus im Dienste der Verkaufbarkeit". Genau dies ist – treffend formuliert – der Punkt, der mir bei Tarantinos Filmen wie Kill bill I und II sowie From dusk till dawn seit Jahren auf den Geist geht.

In erster Linie bedienen diese Filme rein kommerzielle Interessen. Selbstverständlich sind auch Autorenfilmer auf ihr Publikum angewiesen. Allerdings hat Quentin Tarantino das, was man in Pulp Fiction noch frisch und aufregend fand, in seinen darauffolgenden Filmen – und hier seien exemplarisch Kill bill I und II genannt – massentauglich perfektioniert und ein Kino der Oberflächlichkeit geschaffen. Tarantino setzt auf Effekt und Krawall: ohne Seele, ohne Botschaft, ohne Reflektion. Er schafft keine Charaktere, erzählt keine Geschichte und widersetzt sich allen Regeln der Autorenfilmer.

Seine Filme ziehen Referenzen zu Kung-Fu- und Trash-Movies. Das Resultat: ein wirrer Brei aus Zitaten und Stimmungen. Welche Botschaft will er dem Zuseher vermitteln? Scheinbar die der kommerziellen Endlosverwertung des Sujets der zynisch dargestellten Gewalt, das Tarantino bei Pulp Fiction noch die Goldene Palme in Cannes brachte und mit dem er seitdem die Kinoleinwand zuballert.

Tarantino war nie ein Autorenfilmer im Sinne eines Truffauts, eines Hitchcocks, eines Sirks, eines Lynchs, eines Godards, eines Wenders, eines Hanekes, eines von Triers, eines Fellinis oder eines Buñuels. All diese Filmregisseure haben Geschichten erzählt und eine eigene Filmsprache entwickelt. Tarantino ist und bleibt lediglich ein ohne Frage filmbesessener Regisseur, der es versteht, unter dem Deckmäntelchen des Autorenfilmers massenkompatibles Kommerzkino in Werbefilmästhetik zu produzieren und die niedrigen Instinkte der Masse mit blutbesudelten Hochglanzbildern zu bedienen.

Kino à la Tarantino ist für Menschen, die nicht reflektieren, sondern konsumieren. Sein ständig wiederkehrendes Erfolgsmotiv ist die extreme und gewiss ästhetisierte Gewaltdarstellung, die vom Zuschauer gleichsam einer Slapstick¬-Einlage absolut vorhersagbar mit Sich-auf-die-Schenkel-Klopfen-und-vor-Lachen-Krümmen goutiert wird. Gerade deswegen ist Tarantino alles andere als innovativ, sondern ähnelt vielmehr den Coca-Cola-Produzenten, die ihre höchst erfolgreiche Brause mal mit Cherry anreichern, mal mit und mal ohne Koffein anbieten und ihren Verkaufsschlager einem unkritischen Publikum in sämtlichen Geschmacksrichtungen in den Rachen gießen. Hauptsache, das Zeug wird gesoffen.

1 Kommentar:

vf hat gesagt…

danke dafür;

besser in worte gefasst was ich seit jeher versuche, vor mich hinzustammeln, wenn ich erläutere, warum mir tarantinos filme nicht zusagen. (wobei inglorious basterds im vergleich --- einen besseren eindruck in mir hinterlies als alles zuvor gesehene. von tarantino, versteht sich.)