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Samstag, 22. August 2009

Mr. Tarantino, was haben Sie sich dabei nur gedacht?

Tarantinismus is back: Quentin Tarantino ist ja in diesen Tagen im deutschen Feuilleton wieder mächtig en vogue. Inglourious basterds läuft an, nachdem er gefühltermaßen ob des medial ausgewalzten Schnickschnacks bei den Dreharbeiten in Deutschland eigentlich bereits letztes Jahr lief. Die Nazi-Klamotte wird mal gelobhudelt wie auf Spiegel Online, im Freitag mal skeptisch betrachtet. Elaboriert fabuliert dazu Claudius Seidl auf FAZ.net. Kino-Connaisseur Georg Seeßlen hat gleich ein ganzes Buch über Tarantino gegen die Nazis geschrieben, aus dem Spiegel Online einen Auszug veröffentlicht. Die portugiesische Zeitung Diário Econónomico setzt sich hier ebenfalls kritisch mit den antisemitischen Tendenzen des Films auseinander.
In erster Linie wird der Film aber ignoriert - man denke nur an die Diskussion zurück, als Tom Cruise für Operation Valkyrie im Bendlerblock drehen wollte.
Wer mitgezählt hat, weiss, dass es der sechste Film des Amerikaners ist. Immer wieder klopft Tarantino verzweifelt an die Hall of Fame der Autorenfilmer. Nur lässt ihn leider keiner rein.
An Tarantinos Filmen stören mich stets die bescheidenen Figurenzeichnungen und auch diesmal bleiben einige Darsteller so blaß, dass man sie fünf Minuten nach dem Kinobesuch bereits vergessen hat: Diane Kruger als Bridget von Hammersmark, Brad Pitt als Aldo Raine und Eli Roth als Donny Donowitz dienen lediglich als Staffage, wohingegen Christoph Waltz als Hans Landa einen prägnanten Eindruck hinterlässt.
Ein Regisseur, dessen stilbildende Grandezza bis heute mit einer Helligkeit strahlt, die selten ein Filmemacher nach ihm erreicht, ist Alfred Hitchcock, der vor knapp einer Woche 110 Jahre alt geworden. Hitchcock hat eigentlich all das erfunden, was heute im Kino Usus ist, allerdings hat er dies mit einer Perfektion getan, die seinen Epigonen misslang. Seinen britischen Dandyismus bewahrte er sich selbst in seinen Hollywood-Jahren. Er besetzt seine Figuren zwar stets mit der obersten Riege des damals noch homogenen Starsystems Hollywoods, doch was heute mit einem Tom Cruise, einem Brad Pitt oder einer Angelina Jolie ein müdes Gähnen bewirkt, war damals aufregend.
Alle seine Stars waren exzellent präpariert, um im Sinne der Hitchcock-Visionen zu agieren: Cary Grant, Ingrid Bergman, James Stewart, Paul Newman, Grace Kelly, Sean Connery, Peter Fonda, Anthony Perkins, Kim Novak.
Hitchcock war Auteur und machte kommerziell erfolgreiches Kino - ein Spagat, der heute oft danebengeht
Viele seiner Szenen sind einem auf ewig ins filmische Gedächtnis eingebrannt: James Stewart als L.B. Jeffries mit eingegipstem Bein im Rollstuhl sitzend und die Wohnungsfront gegenüber betrachtend. Die Maisfeldszene mit Cary Grant als Roger Thornhill auf der Flucht vor einem mörderischen Flugzeug in North by northwest. Die Duschsequenz in Psycho, als Hitchcock seine Heldin Marion Crane alis Janet Leigh nach einer halben Filmstunde ums Leben kommen lässt.

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