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Montag, 2. November 2009

In der Fremde verloren

Auch wenn der Dokumentarfilm bisher eher ein mir fremdes Genre war, so habe ich es in der vergangenen Woche auf dem 52. Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm durchaus schätzen gelernt. Der Film Les arrivants von Claudine Bories et Patrice Chagnard wurde von der Jury als bester internationaler Dokumentarfilm ausgezeichnet und tatsächlich schafft er das kleine Kunststück, eine tiefere philosophische Botschaft aus der Dokumentation des auf den ersten Blick langweiligen Alltags einer Pariser Behörde für Asylsuchende zu destillieren.
Ganz im Sinn des vielzitierten Clash of Cultures sieht man das alltägliche Durcheinander in einer Pariser Behörde, in der Menschen aus Afrika und Asien eintreffen, und die Frustration und Hilflosigkeit der Sozialarbeiterinnen angesichts der Unmöglichkeit, mit den Neuankömmlingen zu kommunizieren, zumindest nicht im Behördensprech, den die Gesetze den Sozialarbeitern aufoktroyieren. Sehr subtil wird die Einsamkeit der Ankommenden in der Metrople Paris in der ihnen fremden Kultur gezeigt. Die hilflosen Dolmetschversuche versanden in Sprachlosigkeit.
Gleichzeitig dokumentiert der Film den Kontrast zwischen Auserwählten und solchen, die man am liebten draußen lassen möchte, zumindest aus Europa. Wer sich nicht überzeugend genug als politisch Verfolgter darstellt, der hat keine Chance, die begehrte Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Hier geht es nicht um die Gnade der späten Geburt, sondern um die Geburt am richtigen Ort.

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