-->

Montag, 15. Juni 2009

Die Ästheten des Pop



Nerviges Rockstar-Gehabe auf der Bühne war den Pet Shop Boys immer zuwider und das ist auch gut so. Mit ihren Live-Shows schaffen sie Ereignisse: ästhetisch und perfekt inszeniert. So auch bei der Pandemonium-Tour 2009.
Der Auftakt im Stuttgarter Theaterhaus wurde zur umjubelten Rückkehr des Duos in Deutschland. Denn das aktuelle Album „Yes“ war mit einer Nummer-Drei-Platzierung in den deutschen Album-Charts sogar erfolgreicher als in England. Die Show beginnt mit dem "best disco sound and love lyrics song couple ever": "Heart" und "Did you see coming":

I would look around for someone else
but every time I see you
you have the same effect
My heart starts missing a beat

Dass zwischen den beiden Liedern 20 Jahre Pet Shop Boys-Geschichte liegen, mag man kaum glauben, denn dem Image der Band ist eine jugendliche Attitüde inhärent – selbstironischer Maskerade sei Dank.

Die B-Sides der Pet Shop Boys haben ja seit jeher Single-Potenzial, nachzuhören auf dem mittlerweile 14 Jahre alten Klassiker „Alternative“. Bei den letzten Touren wurden sie zu Unrecht vernachlässigt. Diesmal ist das Keyboard-Solo der B-Side „Do I have to?“ einer der schönsten Konzertmomente. Die Konzeption der Pandemonium-Show ist brillant und variiert gekonnt zwischen fulminanten Elektor-Dance-Tracks und ruhig-emotionalen Stücken. Mit der Pandemonium-Tour manifestieren die Pet Shop Boys ihr perfekt inszeniertes Artwork als logische Fortführung ihrer Musik. Hinter jedem Album, jedem Cover, jeder Melodie, jeder Lyricline stecken eben eine Vision – und die Kollaboration mit Super-Producer Brian Higgins von Xenomania hat auf dem neuen Album drei catchy und classy Songs gebracht.

Pop zitiert – die Pet Shop Boys tun es diesmal mit einer Hommage an Coldplays "Vida la vida", visualisiert mit einer großartigen Videoproduktion: der König zieht durch die Straßen Londons.

I used to roll the dice
Feel the fear in my enemy's eyes
Listen as the crowd would sing:
"Now the old king is dead! Long live the king!"

Neils Stimme ist unique (wenn die Technik auch einiges vermasselt) und keinesfalls austauschbar, wie es ein benebelter FAZ-Autor vor ein paar Wochen erdichtet hat. Das Pop-Legendentum der Pet Shop Boys manifestieren die Achtziger-Songs "Left to my own devices" und "Suburbia". Der Abend endet mit dem göttlichen Trio "The way it used to be" (schon jetzt ein instant classic der Pet Shop Boys), "Being boring" und "West end girls". Die Pet Shop Boys haben - wie immer ganz nonchalant - alles richtig gemacht.



Keine Kommentare: