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Sonntag, 22. November 2009

Lisztomania Teil 1 - Konzert im Berliner Huxley's

An manchen Abenden bin ich die Inkarnation einer Anti-Konzertgängerin. Das Gedränge ist mir zu dicht, die Schlange an Garderobe und Bierstand zu lang, die Luft zu stickig, die Zwischenräume zwischen den Menschen zu eng. Und der Gipfel aller Übel: Die Live-Musik klingt wie eine verwaschen-dröhnende Version der Platte. Ich erinnere mich leidvoll an die neunziger Jahre, als oasis in der Münchner Olympiahalle einen dröhnenden Gitarrenmatsch über dem Publikum ausgossen, der jegliche Melodik der Platte entbehrte. Ich wünschte mich sehnlichst in mein Wohnzimmer an den Platten- oder CD-Spieler.
An anderen Abend verwandle ich mich in eine elektrisierte Konzertgängerin, überzeugt, genau in dieser Sekunde am richtigen Ort auf der Erde zu sein und eines der brillantesten Konzerte des Jahres zu erleben. So wie am Samstagabend im Berliner Huxleys, als die ersten Takte von „Lisztomania“ erklangen: eine Nacht mit french pop music von Phoenix für die Ewigkeit.
Phoenix werden eines Tages als Ikonen des Indie-Pops der Nuller Jahre in die Musikwissenschaft eingehen. Die französischen Indie-Darlings aus Versailles schaffen einen unvergleichlich glasklaren Sound und zelebrieren ihre Live-Gigs meisterhaft, was sie bereits im Mai diesen Jahres im Berliner Berghain bewiesen. Keine Star-Attitüde, keine großen Gesten – nur 80 Minuten Konzert, umrahmt vom besten Song "Lisztomania" bis zum zweitbesten Song "1901" des letzten Albums "Wolfgang Amadeus Phoenix". Dazwischen: eine Akustik-Gitarren-Version von "Everything is everything", "Rome", "Fences", "Too young", "If I ever feel better", "Long distance call", "Rally" - mon dieu, merveilleux! Das Publikum hebt förmlich ab. Keine Frage, dass auch ein Geburtstagslied für Thomas Mars auf Wunsch seiner Bandmitglieder gesungen wird. Ach so: im Tour-Blog wird verraten, was der Gute an seinem schönsten Tage des Jahres noch gemacht hat.
Phoenix verehrt man, weil sie einen eigenen französisches Musikkosmos konzipiert haben, der seine Universalität in Nachbarschaft zu Gainsbourg und Daft Punk entfaltet.
Nonchalant post-musikalische Gesten unterstreichen den grundsympathischen Phoenix-Habitus. Beim letzten Lied holt Sänger Thomas Mars mal eben einen Teil des Publikums auf die Bühne. Die Jungs und Mädchen tollen so ausgelassen herum, dass ich vor Begeisterung ebenfalls gleich mittanze. Zum Ausklang erklingt klassische Musik – eine Aurevoir mit Stil.

1 Kommentar:

spiegeleule hat gesagt…

klingt ja echt gut. die franzosen eben...hach