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Mittwoch, 6. Januar 2010

Nur wer revoltiert, der existiert

Lieber Albert Camus,
vorgestern vor fünfzig Jahren bist Du gestorben und ich bedauere unendlich, dass Du nur 46 Jahre alt wurdest. Eigentlich hätte ich Dich aufgrund Deines Äußeren eher für den Bruder von Philip-Marlowe gehalten, aber intellektuell hattest Du mehr auf dem Kasten als er. Du warst der Pop-Star unter den französischen Philosophen und hast meine Schulzeit mit Deinem "L'Etranger" interessant gemacht. "C'était comme quatre coups brefs que je frappais sur la porte du malheuer", "Je me révolte, donc nous sommes" oder "Tout es vrai et rien n'est vrai" - solche Sätze vergisst man nicht mehr. Leider hat Dir Foucault momentan den Rang an den Unis abgelaufen. Du hast als Journalist begonnen und diese Profession als Kampf für die Wahrheit und Unabhängigkeit betrachtet: Der Journalist solle sich auf moralische und nicht auf politische Werte beziehen. Aus "Der Pest" kann man heute noch mehr über Anti-Faschismus lernen als aus jeder Fernsehdokumentation über den Nationalsozialismus. 2010 wird auch das Camus-Jahr, sagt der Nouvel Observateur.
Vielen Dank dafür!

1 Kommentar:

J.P.H. hat gesagt…

Jubiläen sind ja oft genug Anlässe Bücher, die man vor Jahren zuletzt gelesen hat, wiederzulesen. Gerade bei Büchern, die in der Schulzeit einen besonderen Eindruck auf einen gemacht haben, gibt es aber auch eine gewisse Scheu, sie wieder zur Hand zu nehmen. Wird eine erneute Lektüre von Camus' "Der Fall" noch einmal diese erschütternde Wirkung auf mich haben, die sich in dem Moment einstellte, als ich damals bemerkte, dass der Stumme Part des Dialogs mich meint, mich - bei allen äußeren Unterschieden - in den Roman hineinzieht und mich mit all den Zweifeln konfrontiert, die die Erzählung aufwirft? Oder wird die erneute Lektüre meine Erinnerung an dieses - bei Camus darf man das ja vielleicht sagen - existentielle Leseerlebnis beschädigen? Eine Antwort auf solche Fragen bekommt man freilich nur, wenn man die Probe aufs Exempel macht. Aber möglicherweise kann man damit ja warten, bis einem das Buch von selbst, gewissermaßen zufällig, wieder in die Hände gerät.
- Interessant, dass es einem bei anderen Büchern so leicht fällt, sie immer wieder neu zu lesen.